Eine Rechenschwäche kann behoben werden. Voraussetzung hierfür ist eine Qualitative Diagnostik, die die tatsächliche Lernausgangslage des Betroffenen erkennt.

Rechenschwache Kinder benötigen im Hinblick auf ihre  individuell verschieden ausgebildeten, falschen Rechentechniken  auch darauf abgestimmte individuelle Hilfen. Ein normaler Schulunterricht wie auch klassischer Förder- oder Nachhilfeunterricht wird bei rechenschwachen Schülern i.d.R. nicht zum Erfolg führen, da dort zwangsläufig der aktuelle Schulstoff Gegenstand ist und nicht die fehlerhaften Denk- und Lernstrategien des Kindes.

Die Mathematik ist ein streng hierarchisch aufeinander aufbauendes System. Für den Lernenden bedeutet dies, dass bei neuen Inhalten die zuvor behandelten unbedingt verstanden sein müssen.  Es muss daher abgesichert sein, dass der Schüler/die Schülerin die inhaltliche  Argumentation nötigenfalls auch kleinster Schritte nachvollziehen kann. Deshalb ist die zentrale Interventionsform der individual-therapeutische Lerndialog mit dem Schüler/der Schülerin in Form der Einzeltherapie.Die Einzeltherapie ermöglicht auch, dass der Lernende den Neuaufbau der Mathematik ohne Leistungsvergleich und Konkurrenzdruck vollziehen kann.

 

Individuell angepasste Maßnahmen

Die am Freiburger Institut für mathematisches Lernen durchgeführte Dyskalkulietherapie ist eine von Fachkräften durchgeführte Lernintervention, die die spezifische Lernausgangslage des Schülers/der Schülerin berücksichtigt, indem sie  kein standardisiertes Programm anwendet, sondern in Form einer integrativen Lerntherapie ein auf den individuellen Bedarf abgestimmtes Maßnahmenprogramm erstellt. Je nach Ausprägung und Art der Störung des mathematischen Lernprozesses werden die Lehr- und Lernformen ausgewählt und variiert.

Der therapeutische Lerndialog folgt sachlogisch dem mathematischen Aufbau. Jeder Schritt muss vom Schüler nachvollzogen werden. Die in die Behandlung integrierte Fein- und Verlaufsdiagnostik stellt sicher, dass durch angepasste Lernschritte die mathematischen Defizite systematisch und lückenlos aufgearbeitet werden.

Die Lerntherapie findet einmal wöchentlich statt. Eine normale Behandlungseinheit dauert 45 Minuten. Da sich der Lernprozess auch zwischen den Therapieterminen fortsetzen soll, werden die Eltern fortlaufend in die therapeutische Arbeit miteinbezogen (z.B. durch das Spielen von vorher genau abgesprochenen Übungsspielen etc.)

Auch die Zusammenarbeit mit der Schule ist Bestandteil der Dyskalkulietherapie. Da rechenschwache Schüler in der Regel dem Mathematikunterricht nicht mehr angemessen folgen können, wird in Gesprächen mit der Schule versucht, eine Entlastung des Kindes von überfordernden Schulsituationen zu erreichen. Entsprechend werden die zuständigen Lehrer von uns beraten und, soweit möglich, in den therapeutischen Prozess miteinbezogen.

Die Dyskalkulietherapie bringt – anders als Nachhilfe oder Förderunterricht – eine grundlegende Neuorientierung des Kindes mit sich. Viele falsche Denkmuster und Lösungsstrategien müssen gelöscht und durch neue, tragfähige ersetzt werden. Ein solcher Prozess benötigt Ruhe und Zeit. Nach unseren Erfahrungen kann bei einem Großteil der betreuten Kinder und Jugendlichen bereits nach relativ kurzer Zeit eine deutliche Entlastung der psychischen Situation, eine Stabilisierung des Lernverhaltens sowie eine Umsetzung schulischer Lerninhalte im Sinne eines verständnisbasierten  Lernens erreicht werden.